„Nein man. Ich will noch nicht gehen.“
Jedes Lebensmittel. Immer.

„Too Good To Go ist die App für Lebensmittelrettung. Sei dabei – für leckeres, günstiges Essen und weniger Verschwendung. Denn Essen gehört auf den Teller.“ – und nicht in die Tonne! So lautet die Kurzbeschreibung, mit der sich die App um Too Good To Go selber vorstellt. Klingt einfach – ist es auch.

„Ein Drittel der weltweit für den menschlichen Verzehr geernteten und produzierten Lebensmittel landet auf dem Müll […]“, so Kreutzberger und Thurn in „Die Essensvernichter“. Lebensmittelverschwendung ist und bleibt ein brisantes Thema in Ökonomie, Ökologie, im Alltag und in der Politik. Prognosen nach zufolge wird die Verschwendung dystopische Ausmaße annehmen – meiner Meinung nach tut sie das bereits -, wenn nicht ein Umdenken und eine damit verbundene Verhaltensänderung vollzogen wird. Bei jedem von uns. Am besten gestern. Am besten vor Jahren…

Immer mehr Initiativen, Vereine, Strategien und Gemeinschaften werden gegründet, die sich dem Problem annehmen und mit aktivem Handeln Besserungsansätze und -strategien austüfteln und in Gang bringen. Eine wunderbare Möglichkeit für dich, für mich, für Unternehmer und alle Liebhaber guten Essens, um ein Statement gegen diesen Missstand zu setzen und auch noch davon zu profitieren ist die App mit dem prägnanten Namen Too Good To Go – zu gut, um zu gehen.

Was ist denn das nun? Im Prinzip ist es ein erschreckend einfaches Prinzip: überproduzierte Speisen aus Restaurants, Bäckereien, Supermärkten, Cafés und weiteren Unternehmen, in denen Lebensmittel verkauft werden und -reste übrigbleiben, werden über die App zu einem günstigen Preis an Verbraucher angeboten. Das Schicksal dieser 100%ig verzehrtauglichen Lebensmittel wäre eigentlich ziemlich elendig: Müll. Abfall. Aus den Augen, aber aus dem Sinn? Wohl kaum.

In der App muss man sich zunächst registrieren. Im Anschluss bekommt man, nachdem man seinen Standort angegeben hat, eine Liste mit allen Unternehmen, die im Umkreis Essen anbieten. Hier gibt es immer eine Kurzinfo mit Angaben darüber, welche Lebensmittel anfallen können, wann diese zur Abholung bereit sind (meist in den Abendstunden) und wieviel eine Portion kostet. Im Durchschnitt kostet eine solche Portion 3€, immer aber mindestens um 50% günstiger als der Originalpreis. Hat man sich für einen Betrieb entschieden, dann kauft man sich ein „Ticket“, bezahlt per App und kann dieses dann zur vereinbarten Zeit in dem Betrieb vorzeigen und sich seine gerettete Lebensmittelportion abholen.

Ich wohne in Kiel und ein paar Beispiele für Betriebe, die teilnehmen, sind folgende:

  • Bäcker Günstig, ein Vortagsbäcker: eine Box mit zwei Broten, Kuchen/einer Snacktüte für 3€
  • Biogaarden, ein Bioladen: verschiedenes für 3,50€ (hier habe ich zum Beispiel zwei Bund grünen Spargel bekommen)
  • Dean&David: Wraps, Currys, Salat, Bowls, … für 4,50€ (ein Bekannter von mir bekam zwei Wraps, die allerdings nicht mehr wirklich frisch waren und dafür verhältnismäßig hochpreisig)
  • Coffee Cloud, ein Café: vegane Tagessuppe, Wraps, belegte Brote, Kuchen für 2,90€

Die Angebote können sich in verschiedenen Städten stark unterscheiden. Die besseren Chancen hat man natürlich in größeren und belebteren Städten, es kommen aber immer wieder neue Betriebe, auch in kleineren Städten, dazu.

Und wie ist das ganze mit einer veganen Lebensweise vereinbar?

Natürlich sind nicht alle teilnehmenden Betriebe rein vegan. Hier muss man sich eventuell etwas durchfuchsen. Die einfachste Möglichkeit ist natürlich: einfach nachfragen, kostet ja nichts. Wer freundlich ist, der wird belohnt. So habe ich beispielsweise von einem Fall gehört, in der eine Veganerin das Too Good To Go – Angebot einer Selbstbedienungsbäckerei in Anspruch nahm, vorher einmal kurz anrief und dann gemeinsam mit dem Filialleiter eine vegane Box zusammenstellte. Das ist natürlich ein positives Beispiel – womöglich ist dies nicht überall der Fall aber hier ist der einfachste Rat, den ich euch geben kann, einfach nachzufragen. Oft werden die Boxen oder Tüten erst beim Abholen für euch zusammengestellt, sodass es in der Regel kein Problem ist, auch auf individuelle Wünsche einzugehen. In den Beschreibungen innerhalb der App ist meist ausführlich beschrieben, was anfallen kann und man kann ungefähr abwägen, ob eine vegane Option realistisch erscheint, oder eben nicht.

Es kommt immer öfter vor, dass auch Supermärkte wie Edeka oder Rewe kooperieren. Hier gibt es reichlich gefüllte Tüten mit Obst und Gemüse zu einem sehr niedrigen Preis. Obst und Gemüse nehmen einen Großteil der anfallenden Lebensmittelabfälle im Einzelhandel ein, weshalb es umso schöner ist, dass diese Möglichkeit des Rettens besteht. So fand ich den Erfahrungsbericht einer Lebensmittelretterin, die für sechs Euro eine wirklich beachtliche Menge an Obst und Gemüse, von Fleischtomaten und Weintrauben, über Champignons und Mangos bis hin zu Kakis und Karotten aus einem Edeka-Markt in Hamburg abstauben konnte. Genau so soll es sein!

Ich bewundere Menschen, die so tolle Ideen wie diese App realisieren und finde es umso schöner, wenn solche Konzepte Anhänger finden. Too Good To Go gibt Verbrauchern sowie Unternehmern die Möglichkeit, sich aktiv gegen Lebensmittelverschwendung einzusetzen und auch noch davon zu profitieren – finanziell wie mental.

Ich rate jedem, das Angebot der App in seiner Gegend mal zu durchforsten, offen und freundlich nach veganen Alternativen zu fragen. Oder wie wäre es, beim nächsten Besuch in deinem Lieblingsrestaurant das Thema anzusprechen? Too Good To Go sollte verbreitet werden und jeder von uns kann dabei helfen – ob VeganerIN oder nicht.

PS: Ich stelle die App vor, weil ich vollends dahinterstehe – nicht etwa, weil ich dafür entgeltlich belohnt werde. Es bedarf bei einem so schwerwiegendem Problem, wie der Lebensmittelverschwendung, an vielerlei Lösungsansätzen. Too Good To Go stellt für mich einen tollen Ansatz dar, der es absolut wert ist, weiter verbreitet zu werden!

Habt ihr weitere Tipps zum Thema? Wie kämpft ihr persönlich gegen Lebensmittelverschwendung an oder welche Projekte kennt ihr, die wir vorstellen sollten? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

23